Elke Heinemann / duett
Elke Heinemann
liest das Gedicht duett, am Wasserturm Prenzlauer Berg, Berlin,
Genauer auf dem Hügel in dem sich ein Wasserspeicher verbirgt.
er
als er an diesem tag die bibliothek betrat und ein buch ein beliebiges
buch aufschlug bemerkte er dass alle seiten unbeschrieben waren und
auch alle anderen buecher waren ungeschrieben die seiten waren weiss
da hoerte er ploetzlich eine stimme die stimme eines mannes eine
monotone stimme eine unablaessig monologisierende maennerstimme
aber als er sich umdrehte war niemand zu sehen so suchte er in allen
raeumen neben vor hinter den regalwaenden aber die stimme sprach
ununterbrochen weiter ohne das jemand zu sehen gewesen waere so
glaubte er sich geirrt zu haben und wollte das buch zurueckstellen doch
das dunkelgruene laub fuellte jedes fach die blaetter waren wie gelackt
und er stand mitten im wald und versuchte vergeblich sich zu befreien
sie
aber sie hatte nichts gehoert nur lagen da als sie den wald verlassen
wollte und den ausweg suchte buecher wie kieselsteine auf der erde und
glaenzten im mondlicht so dass sie haette lachen muessen waere da
nicht ploetzlich dieses seltsame geraeusch hinter ihr gewesen das
geraeusch ihrer eigenen schritte die nicht verhallten sondern zwischen
den baeumen und den straeuchern schallten sich vervielfachten sich
vermehrten dachte sie und wurzeln schlugen und sie beugte sich rasch
zu einem dieser glaenzenden buecher hinab aber sie konnte es nicht
aufheben es war wie verwachsen mit den steinen auf dem weg und so
blieb sie im wald bei den buechern stehen
Berlin 2019